Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium)
Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium)
Ammen-Dornfinger – Steckbrief einer auffälligen Spinne
Ammen-Dornfinger: Steckbrief, Lebenszyklus, Vorkommen & wie Du Begegnungen mit der auffälligen Spinne richtig einschätzt und einordnest.
Eckdaten
- Färbung: Orange-roter Vorderkörper, gelb-grüner Hinterleib
- Größe: Weibchen 10–15 mm, Männchen 7,5–12 mm
- Giftbiss: Schmerzlich, aber nicht lebensbedrohlich
- Verhalten: Nachtaktiv, ausgeprägt defensives Brutpflegeverhalten
- Artname: Cheiracanthium punctorium
- Deutscher Name: Ammen-Dornfinger
- Lebensweise: Einzelgängerisch, in Boden- und Vegetationsschicht lebend
- Aktivitätszeit: Juni–Oktober
- Verbreitung: Süd-, Mittel- und Osteuropa, zunehmend in Mitteleuropa
- Besonderheit: Weibchen verteidigt Eier und Jungtiere
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Aussehen
- Typische Merkmale
- Nahrung und Jagdverhalten
- Fortpflanzung und Entwicklungszyklus
- Jahreszeitliches Verhalten
- Verbreitung und Lebensraum
- FAQ – Häufige Fragen
Einführung
Kaum eine heimische Spinne ist so auffällig und zugleich so missverstanden wie der Ammen-Dornfinger. Mit seinem orange-rötlich gefärbten Vorderkörper, den kräftigen Kieferklauen und dem gelbgrünen Hinterleib fällt er selbst ungeübten Beobachtern auf.
In den Sommermonaten ist die Art in bestimmten Lebensräumen Mitteleuropas aktiv. Durch den Klimawandel – insbesondere mildere Winter – breitet sich Cheiracanthium punctorium zunehmend nach Norden aus. Das führt zu mehr Sichtungen, aber auch zu Unsicherheit. Dieser Artikel ordnet die Art sachlich ein: von Aussehen und Lebensweise bis zur realistischen Einschätzung ihres Bisses.
Aussehen
Der Ammen-Dornfinger zählt zu den auffälligeren Spinnen Europas – weniger wegen seiner Größe als wegen seiner kräftigen Färbung und des markanten Körperbaus.
Der Vorderkörper (Prosoma) ist meist orange bis rötlich gefärbt, matt bis leicht glänzend. Besonders ins Auge fallen die Chelizeren: kräftig gebaut, orange gefärbt und an den Spitzen schwarz.
Der Hinterleib (Opisthosoma) ist gelblich bis grünlich und trägt häufig einen unscharf begrenzten dunkleren Fleck im vorderen Rückenbereich (Herzfleck).
Die Beine sind lang, schlank und hellgelb; die Fußspitzen können dunkler erscheinen. Die acht Augen sitzen in zwei Querreihen und sind relativ klein.
Bei Männchen ist ein dornartiger Fortsatz an den Pedipalpen sichtbar – namensgebend für den „Dornfinger“.
Typische Merkmale
- Kräftig gefärbter, orange-rötlicher Vorderkörper
- Sehr robuste, auffällige Chelizeren
- Langes erstes Beinpaar
- Kein Netzbau zur Jagd
- Nachtaktiv, tagsüber versteckt in Gespinsten
- Ausgeprägt defensives Brutpflegeverhalten der Weibchen
Diese Kombination macht den Ammen-Dornfinger in Mitteleuropa relativ gut erkennbar.
Nahrung und Jagdverhalten
Der Ammen-Dornfinger ist ein aktiver Jäger. Er baut kein Fangnetz, sondern sucht seine Beute in der Vegetation, vor allem in der Dämmerung und nachts.
Typische Beute:
- Heuschrecken
- Käfer
- Fliegen
- Falter
- andere Insekten ähnlicher Größe
Die Spinne nähert sich vorsichtig, greift blitzschnell zu und setzt einen gezielten Giftbiss. Die Beute wird anschließend in ein Versteck transportiert und dort verzehrt.
Fortpflanzung und Entwicklungszyklus
Die Fortpflanzung beginnt im Hochsommer (ab Juli).
- Paarung
Männchen suchen aktiv nach Weibchen. Nach der Kopulation entfernen sie sich wieder; ihr weiterer Lebensverlauf ist kaum dokumentiert. - Eiablage im August
Das Weibchen fertigt ein weißes, dichtes Gespinst, das an Pflanzenstängeln befestigt wird, und legt darin bis zu 300 Eier ab. - Bewachung
Das Weibchen bleibt beim Gelege und verteidigt Eier und Jungtiere konsequent gegen Störungen. - Schlupf und Entwicklung
Nach 3–5 Wochen schlüpfen die Jungspinnen, bauen kleine eigene Gespinste und überwintern darin. - Einjährige Generation
Die adulten Tiere sterben im Herbst; im folgenden Jahr wächst eine neue Generation heran.
Jahreszeitliches Verhalten
- Juni–August: Aktivitätsphase, Paarung, Eiablage
- September–Oktober: Schlupf der Jungtiere
- Herbst/Winter: Überwinterung als Jungspinne
- Frühjahr: Wachstum und Häutungen
Der Ammen-Dornfinger ist überwiegend nachtaktiv. Tagsüber ruht er gut verborgen in seinen Gespinsten in hoher Vegetation.
Verbreitung und Lebensraum
Ursprünglich vor allem in Süd- und Osteuropa verbreitet, wird Cheiracanthium punctorium inzwischen auch häufiger in Mitteleuropa nachgewiesen.
Bevorzugte Lebensräume sind:
- sonnige Wiesen und Trockenrasen
- Bahndämme
- offene, strukturreiche Flächen mit hoher Vegetation
Die Ausbreitung nach Norden wird vor allem mit milderen Wintern und längeren Vegetationsperioden in Verbindung gebracht.
FAQ – Häufige Fragen
1. Ist der Biss des Ammen-Dornfingers gefährlich?
Der Biss kann schmerzhaft sein, ähnlich einem Wespenstich. Für gesunde Menschen ist er nicht lebensbedrohlich.
2. Wie häufig ist die Art in Deutschland?
Noch regional begrenzt, aber in geeigneten Lebensräumen zunehmend.
3. Sollte man Gespinste entfernen?
Nein. Sie dienen der Fortpflanzung und sollten ungestört bleiben.
4. Wie kann man die Art unterstützen?
Durch naturnahe Wiesen, seltene Mahd und den Erhalt strukturreicher Flächen.
5. Steht die Art unter Schutz?
Nicht direkt, viele ihrer Lebensräume sind jedoch indirekt geschützt.
