Gewöhnliche Nasenschrecke (Acrida ungarica)
Gewöhnliche Nasenschrecke (Acrida ungarica)
Gewöhnliche Nasenschrecke: Tarnkünstlerin der Trockenwiesen
Die Gewöhnliche Nasenschrecke ist ein perfekt getarnter Heuschrecken-Spezialist trockener Wiesen. Erfahre alles über Aussehen, Verhalten und Verbreitung.
Eckdaten
- Körperlänge: Weibchen 40–70 mm, Männchen 25–45 mm
- Flügelspannweite: bis 90 mm
- Nahrung: Gräser, Kräuter
- Aktivitätszeit: Juli–Oktober
- Überwinterung: als Ei im Boden
- Lebensraum: Trockenrasen, Dämme, Böschungen
- Verbreitung: Süd- und Südosteuropa, wärmebegünstigte Regionen Mitteleuropas
- Wissenschaftlicher Name: Acrida ungarica
- Deutscher Name: Gewöhnliche Nasenschrecke
- Familie: Feldheuschrecken (Acrididae)
- Körperbau: lang, schlank, mit charakteristischer „Nase“
- Nahrung: rein pflanzlich
- Besonderheit: extreme Tarnung, leises Verhalten, wärmeliebende Art
- Status: nicht gefährdet, in Ausbreitung begriffen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Aussehen
- Merkmale
- Nahrung
- Fortpflanzung und Entwicklung
- Jahreszeitliches Verhalten
- Lebensraum und Verbreitung
- FAQ
- Abschließend
Einführung
Zwischen vertrockneten Halmen und silbrig schimmernden Gräsern kannst du sie leicht übersehen: die Gewöhnliche Nasenschrecke. Ihr schlanker Körper und der spitz zulaufende Kopf machen sie zum Meister der Tarnung. Sie ist perfekt an Trockenwiesen angepasst und steht sinnbildlich für die Schönheit und Empfindlichkeit dieser Lebensräume.
Aussehen
Die Gewöhnliche Nasenschrecke ist eine elegante, schlanke Heuschrecke, die durch ihr langgestrecktes Profil sofort auffällt.
- Farbe: variabel von leuchtend grün über oliv bis graubraun
- Körperbau: zylindrisch, dünn, mit spitz verlängertem Kopf – die „Nase“
- Augen: groß, mandelförmig
- Fühler: kurz und fadenförmig
- Flügel: lang, schmal, überragen den Hinterleib, ermöglichen lautloses Fliegen
- Beine: kräftige Sprungbeine, ideal für weite Sätze
Die Weibchen sind deutlich größer (40–65 mm, selten bis 70 mm) als die Männchen (25–45 mm).
Ihre Flügelspannweite kann bis zu 90 mm betragen.
Im Flug wirkt die Nasenschrecke ruhig und elegant. Im Stand nimmt sie eine schräge Haltung ein, hebt den Kopf leicht und verschmilzt so optisch mit den Grashalmen – eine nahezu perfekte Tarnung.
Merkmale
- Langgestreckter Körper mit spitzem Kopf („Nase“)
- Farbvariabilität von Grün bis Braun, abhängig von Vegetation und Klima
- Ausgeprägte Tarnung durch Form, Farbe und Haltung
- Lange Flügel – gute Flugfähigkeit
- Kaum Lautäußerungen – sie ist eine stille Heuschrecke
Besonderheit: Die Nasenschrecke tarnt sich nicht nur durch Farbe, sondern auch durch Bewegungslosigkeit. Sie bleibt oft minutenlang reglos und wiegt sich im Wind mit – fast ununterscheidbar von einem Grashalm.
Nahrung
Die Gewöhnliche Nasenschrecke ist ein reiner Pflanzenfresser.
- Hauptnahrung: Gräser und krautige Pflanzen
- Frisst bevorzugt junge, weiche Pflanzenteile
- Ihre kräftigen Mundwerkzeuge zerkleinern auch faserreiche Halme
In Trockenrasen hilft sie, das Gleichgewicht der Vegetation zu bewahren. Durch ihre selektive Nahrungswahl trägt sie dazu bei, dass Gräser nicht überhandnehmen und Raum für andere Pflanzen bleibt.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Paarung findet im Sommer statt. Nach der Begattung legt das Weibchen die Eier tief in den Boden, geschützt vor Frost und Austrocknung.
- Eier überwintern im Boden.
- Frühjahr: die Jungtiere (Nymphen) schlüpfen.
- Entwicklung: mehrere Häutungen bis zur adulten Heuschrecke.
- Adulte Tiere leben bis in den Spätherbst hinein.
Die Nymphen ähneln den erwachsenen Tieren bereits stark, nur die Flügel sind zunächst verkürzt.
Jahreszeitliches Verhalten
In Mitteleuropa sind Nasenschrecken von Juli bis Oktober aktiv, in besonders warmen Jahren auch früher.
Sie bevorzugen sonnige, trockene Lagen und werden vor allem in den Mittagsstunden aktiv.
Bei sinkenden Temperaturen verlangsamen sie ihre Bewegung und ziehen sich in geschützte Bereiche zurück.
Ihr Lebensrhythmus ist eng an die Sommerwärme gebunden – in kühleren Regionen beschränkt sich ihr Vorkommen daher auf besonders warme Standorte.
Lebensraum und Verbreitung
Argida ungarica ist eine wärmeliebende Art, die ursprünglich aus Süd- und Südosteuropa stammt.
Inzwischen findet man sie zunehmend auch in Mitteleuropa, vor allem in:
- Oberrheingraben
- Donautal
- Main- und Saaletal
- Franken und Sachsen-Anhalt
Bevorzugte Lebensräume: - Trockene, offene Wiesen und Trockenrasen
- Böschungen, Wegränder, Brachflächen
- Kurzgrasige, magere Standorte mit lockerer Vegetation
In den letzten Jahren breitet sich die Art nach Norden aus, begünstigt durch mildere Winter.
Populationsstudien zeigen, dass Randpopulationen größere Gelege und höhere Kältetoleranz entwickeln – ein deutlicher Hinweis auf Anpassungsfähigkeit im Klimawandel.
FAQ
Warum heißt sie Nasenschrecke?
Wegen ihres verlängerten, spitz zulaufenden Kopfes, der wie eine Nase aussieht.
Wie groß wird sie?
Weibchen bis 70 mm, Männchen bis 45 mm.
Was frisst sie?
Gräser und junge Kräuter, also rein pflanzliche Nahrung.
Wann ist sie aktiv?
Von Juli bis Oktober, in warmen Sommern auch früher.
Wo kommt sie vor?
Vor allem in Süd- und Südosteuropa, zunehmend auch in wärmebegünstigten Regionen Mitteleuropas.
Abschließend
Die Gewöhnliche Nasenschrecke ist ein stiller, aber faszinierender Bewohner der Trockenwiesen. Ihre Tarnung, ihre Anpassung an Hitze und Trockenheit und ihre lautlose Eleganz machen sie zu einem Sinnbild für das Leben in Extrembedingungen. In Zeiten des Klimawandels zeigt sie, dass auch kleine Arten bemerkenswerte Wege finden, sich neuen Herausforderungen anzupassen – und dabei ihre fragile Schönheit bewahren.