Japanischer Marderhund (Nyctereutes procyonoides)

Ein Japanischer Marderhund (Nyctereutes procyonoides) blickt aus dichtem grünen Unterholz hervor.

Japanischer Marderhund (Nyctereutes procyonoides)

Japanischer Marderhund: Tanuki – Wildhund und Kulturikone

Der Japanische Marderhund (Nyctereutes procyonoides) auch Tanuki in Japan genannt, ist ein endemischer Wildhund Japans. Hier findest du Aussehen, Verhalten, Nahrung, Verbreitung und seine besondere Bedeutung.

Eckdaten

  • Größe: 45–55 cm Körperlänge; Schwanz 13–18 cm
  • Gewicht: 3–6 kg, im Herbst bis 8 kg
  • Lebensweise: nacht- und dämmerungsaktiv, oft monogam
  • Nahrung: Allesfresser – Tiere, Früchte, Eicheln, Aas
  • Verbreitung: ausschließlich Japan (endemisch)
  • Fortpflanzung: 2–5 Junge, beide Eltern erziehen
  • Winter: keine Winterruhe, aber Aktivitätsreduktion
  • Kultur: Symbol für Glück, Humor und Wandelbarkeit
  • Wissenschaftlicher Name: Nyctereutes viverrinus
  • Japanischer Name: Tanuki (タヌキ)
  • Familie: Hundeartige (Canidae)
  • Erscheinung: fuchsähnlicher Wildhund mit dunkler Gesichtsmaske
  • Lebensräume: Wälder, Feuchtgebiete, Agrarlandschaften, Parks, Vorstädte
  • Anpassung: Kulturfolger, sehr flexibel in Stadt und Land

Inhaltsverzeichnis


Einführung

Wenn in Japan von Tanuki die Rede ist, geht es um mehr als nur ein Wildtier. Der Japanische Marderhund (Nyctereutes viverrinus) ist endemisch – er kommt also nur in Japan vor – und verbindet Biologie und Mythos wie kaum eine andere Art. In Volksmärchen tritt er als listiger Gestaltwandler auf, als Symbol für Glück, Humor und Wandelbarkeit. Im Gelände aber zeigt sich der Tanuki pragmatisch: ein anpassungsfähiger Allesfresser, der Bergwälder ebenso nutzt wie Felder, Parkanlagen und die Randbereiche großer Städte.

Kurz: Der Tanuki ist ein Meister der Nähe zum Menschen – scheu, robust, erfinderisch. Genau das macht ihn in einer dynamischen Landschaft so erfolgreich.


Aussehen

Der Tanuki wirkt wie eine Mischung aus Waschbär, Fuchs und Hund – daher der englische Name Japanese Raccoon Dog.

Kennzeichen auf einen Blick:

  • Gedrungener Körper, kurzer Hals, kurze Beine
  • Dichtes, weiches Fell, im Winter besonders buschig
  • Charakteristische dunkle Gesichtsmaske um Augen und Schnauze
  • Kleine, abgerundete Ohren
  • Dicker, buschiger Schwanz mit oft dunkler Spitze

Fell & Färbung:
Die Grundfärbung reicht von gelblich-braun bis grauschwarz; die helle Unterwolle im Winter lässt den Tanuki massiger erscheinen. Die Marke im Gesicht ist sein visuelles Markenzeichen – hoher Wiedererkennungswert inklusive.

Größenangaben:

  • Körperlänge: etwa 45–55 cm (selten bis 60 cm)
  • Schwanzlänge: 13–18 cm
  • Gewicht: 3–6 kg, im Herbst teils bis 8 kg

Die kompakte, wärmesparende Körperform hilft, kalte Winter – etwa in Nordjapan – gut zu überstehen.


Merkmale und Verhalten

Der Tanuki ist meist nacht- oder dämmerungsaktiv und bewegt sich eher gemächlich, fast schleichend. Er ist anpassungsstark – in Wäldern, an Waldrändern, in Feuchtgebieten, Agrarlandschaften und sogar Vorstädten findet er Nischen.

Verhaltensprofil:

  • Sozialstruktur: häufig monogame Paare, die Reviere gemeinsam nutzen.
  • Kommunikation: Duftmarken sowie Lautäußerungen (Bellen, Knurren, Winseln).
  • Fortbewegung: kann schwimmen und kleinere Hindernisse erklimmen; bevorzugt jedoch deckungsreiche Pfade.
  • Sicherheit: zieht sich bei Gefahr in dichte Vegetation oder Erdbauten zurück.

Diese Kombination aus Kooperation, Vorsicht und Flexibilität ist ein Schlüssel seines Erfolgs in menschennahen Räumen.


Nahrung

Der Tanuki ist omnivor – ein echter Allesfresser. Seine Speisekarte passt er der Saison und dem Lebensraum an.

Tierische Kost:

  • Frösche, Kröten, Mäuse, kleine Vögel
  • Insekten, Schnecken, Würmer
  • Aas, wenn verfügbar

Pflanzliche Kost:

  • Beeren, Früchte, Eicheln
  • Gräser, Wurzeln, Samen

Im Herbst steigt der Anteil an pflanzlicher Nahrung deutlich – so legt der Tanuki Fettreserven an, von denen er im Winter zehrt. Diese breite Ernährung erklärt, warum er Wälder, Felder und sogar Gärten gleichermaßen nutzen kann.


Fortpflanzung und Aufzucht

Bemerkenswert ist die kooperative Aufzucht: beide Eltern versorgen die Jungtiere – unter Wildhunden nicht selbstverständlich.

Ablauf der Fortpflanzung:

  • Paarungszeit: Februar bis März
  • Tragzeit: rund 60 Tage
  • Wurfgröße: 2–5 Junge, selten bis 7
  • Wurfort: geschützter Bau oder dichter Bewuchs
  • Aufzucht: beide Eltern füttern, wärmen, bewachen
  • Selbstständigkeit: nach etwa 3 Monaten

Die Jungen kommen blind zur Welt, öffnen nach zwei Wochen die Augen und begleiten die Eltern schon bald auf erste Streifzüge. Das Familienmodell erhöht die Überlebenschancen – ein wirksamer Baustein der Tanuki-Erfolgsgeschichte.


Jahreszeitliches Verhalten

Winterschlaf? Nein – aber Taktik. Der Tanuki hält keine echte Winterruhe, reduziert in Kälteperioden jedoch sichtbar seine Aktivität.

Jahresprofil:

  • Winter (kalt): Rückzug in den Bau, Energieverbrauch runter, Nutzung der Fettreserven
  • Frühjahr: Paarzeit, Revierpflege, erste intensive Nahrungssuche
  • Sommer: hohes Aktivitätsniveau, Nachwuchs in Begleitung
  • Herbst: Mastzeit – Eicheln, Früchte, Beeren; Aufbau der Fettdepots

In wärmeren Regionen Japans bleibt er ganzjährig mobil, im Norden richtet sich das Tempo nach Frost und Schneelage.


Lebensraum und Verbreitung

Der Japanische Marderhund ist endemisch in Japan – er besiedelt die Inseln Honshū, Shikoku, Kyūshū und Hokkaidō.

Lebensräume:

  • Laub- und Mischwälder, Waldränder
  • Feuchtgebiete, Reisfelder, Auen
  • Agrarlandschaften, Parkanlagen, Stadtrandgebiete

Als Kulturfolger nutzt der Tanuki menschliche Strukturen geschickt – Hecken, Brachen, Bäche, kleine Grünzüge. So verknüpft er Natur und Siedlung zu einem funktionalen Revier.


Gefährdung und Schutzstatus

Nach IUCN gilt der Tanuki als „Least Concern“ (nicht gefährdet). Seine Bestände in Japan wirken stabil bis zunehmend.

Risikofaktoren regional:

  • Verkehrsunfälle an Straßenachsen
  • Lebensraumverlust durch Bebauung
  • Krankheiten wie Räude oder Staupe
  • Jagd (v. a. wegen des Fells) in Teilregionen

Dem gegenüber steht eine hohe Anpassungsfähigkeit und – nicht zu unterschätzen – ein kultureller Schutzschirm: Als Symboltier mit positiver Folklore genießt der Tanuki gesellschaftliche Wertschätzung.


FAQ

Wo lebt der Tanuki?
In ganz Japan, von Bergwäldern bis in Vororte großer Städte.

Wie groß und schwer wird er?
Etwa 45–55 cm Körperlänge, 13–18 cm Schwanz; 3–6 kg, im Herbst bis 8 kg.

Was frisst er?
Allesfresser: von Fröschen und Insekten bis Früchten, Eicheln und Aas.

Hält er Winterschlaf?
Nein. Er reduziert bei Kälte die Aktivität und bleibt im Bau.

Ist er gefährlich?
Nein. Tanukis sind scheu, meiden Menschen und gehen Konflikten aus dem Weg.

Warum ist der Tanuki kulturell bedeutsam?
In der japanischen Mythologie gilt er als Gestaltwandler und Glücksbringer – Symbol für Wandel und Lebensfreude.


Kurz & Knapp

Der Japanische Marderhund verbindet Biologie und Kultur wie kaum ein anderes Wildtier: endemisch, anpassungsfähig und sozial – zugleich mythisch überhöht als fröhlicher Gestaltwandler.
Er meistert die Schnittstelle zwischen Natur und Stadt, nutzt, was vorhanden ist, und bleibt doch scheu. Der Tanuki zeigt, wie Wandelbarkeit in einer veränderten Welt zum Schlüssel des Erfolgs wird – ein stiller Nachbar, ein robustes Wildtier und eine lebendige Kulturikone Japans.


Diese Säugetiere könnten dich auch interessieren:

Markus Nilles von WildeNatur.com

🇩🇪 Wer schreibt hier:

Servus zusammen,

mein Name ist Markus und seit 2014 widme ich mich der Video- & Fotografie von Naturmotiven. Diese Leidenschaft begann während meiner zahlreichen Reisen durch Japan - von Hokkaido im Norden bis hinunter nach Okinawa im Süden. Diese Erfahrungen haben mich wieder stärker mit der Natur verbunden und auch die WildeNatur vor meiner eigenen Haustür entdecken lassen.

🇺🇸 Who is writing here:
Hello everyone,
My name is Markus, and I've been passionate about video and photography of nature scenes since 2014. This passion started during my many trips across Japan—from the northern reaches of Hokkaido all the way down to Okinawa in the south. These journeys have helped me reconnect with nature and also explore the wild beauty right outside my own front door.

https://www.wildenatur.com
Weiter
Weiter

Eurasisches Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)